
Soziales Engagement. Für viele ein Fremdwort, für manche Teil des Berufs oder ein gewisser Bereich des alltäglichen Lebens.
Einer, für den es mittlerweile quasi zum Lebensinhalt geworden ist, ist Thomas Kügerl.
Der 33-jährige Hobby-Triathlet hat sich in einem privaten Tief dazu entschlossen, Behindertensportler zu unterstützen.
Was in kleinem Rahmen über Extrem-Triathlons begonnen hat, ist mittlerweile zu einer großen Sache geworden.
SOCIAL FRIENDS heißt die Community, die bereits einigen Behindertensportlern mit konkreten Leistungen Hilfestellung leistet und in mehrere Richtungen wächst.
Vorläufiger Höhepunkt des Projekts ist der am 19. Juli stattfindende Extrem-Triathlon SOCIALMan (www.socialman.at). Vom Grundlsee geht es auf den Großglockner.
"Sport hat die Kraft, die Welt zu verändern", zitiert Kügerl auf der Homepage von SOCIAL FRIENDS kraftvolle Worte von Nelson Mandela.
Im LAOLA1-Interview erklärt der gebürtige Burgenländer die Entwicklung und die Ziele des Projekts und warum es auch für viele Firmen interessante und sinnvolle Möglichkeiten bietet.
LAOLA1: Thomas, wie ist es dazu gekommen, dass du dich für Behindertensportler engagierst?
Thomas Kügerl: Nach der Trennung von meiner Frau war ich in einer Umbruchphase und allein auf Teneriffa auf Urlaub. Dort habe ich mir überlegt, was ich zukünftig Sinnvolles machen kann, was meine Stärken sind und wo ich hinmöchte. Sport war in meinem Leben immer ein wichtiges Thema. Als ich die Entscheidung getroffen habe, Behindertensportler zu unterstützen, war dies für mich sehr emotional. Mittlerweile mache ich es seit zwei Jahren, es wächst und Sachen entstehen.
LAOLA1: Wie kam es konkret zur Idee, hast du jemanden aus der Szene gekannt?
Kügerl: Mit dem Triathlon habe ich begonnen, da mir Fußball keinen Spaß mehr gemacht hat und ich eine neue Herausforderung gesucht habe. Ich habe mich persönlich weiterentwickeln können und Körperbewusstsein erlangt. Die Idee, Behindertensportler zu unterstützen, kam im Urlaub plötzlich. Ich hatte zuvor keinen Behindertensportler gekannt und auch keine behinderten Menschen in der Familie. Es war quasi eine Eingebung.
LAOLA1: Wie schwierig ist es, Sponsoren zu finden, die sinnvolle Beträge zur Verfügung stellen?
Kügerl: Wir haben in den letzten eineinhalb Jahren mit der WU kooperiert. Zu Beginn haben versucht, sehr viel durch Eigenleistung aufzustellen. Über unsere neue Website www.socialfriends.at betreiben wir gemeinsam mit Firmen und Privatleuten Fundraising zu Gunsten von SOCIALFRIENDS. Durch gesteigerte Aktivität wollen wir auch für große Firmen interessant werden.
LAOLA1: Wie gestaltet sich die Unterstützung der Sportler derzeit?
Kügerl: Wir unterstützen derzeit drei Sportler. Martin Würz ist ein Skifahrer, der an den Paralympics teilgenommen hat. Er ist seit eineinhalb Jahren dabei. Ich habe Matthias Lanzinger per Email gefragt, ob er jugendliche Sportler kennt, die man unterstützen könnte, er hat mich mit Martin in Verbindung gebracht, woraufhin wir einen Kooperationsvertrag abgeschlossen haben. Christian Scheiber ist ein burgenländischer Tischtennisspieler, den wir über die WU-Kooperation an Land gezogen haben, ebenso Patrick Bitzinger, einen niederösterreichischen Tandemfahrer. Studenten haben Interviews mit Funktionären und Spitzensportlern im Behindertenbereich geführt, wir sind dadurch mit ihnen in Kontakt gekommen.
LAOLA1: Welche Formen der Zusammenarbeit gibt es?
Kügerl: Wir versuchen das ziemlich individuell zu gestalten, nicht nur durch finanzielle Unterstützung. Wir versuchen, die Sportler in Events zu integrieren, damit wir eine soziale Community aufbauen. Wir schauen, in welchem Bereich die Sportler zum aktuellen Zeitpunkt Unterstützung benötigen. Das reicht von der Erstattung von Reisekosten bei finanziellen Engpässen bis hin zu konkreten Projekten. Für Martin Würz haben wir zum Beispiel seinen öffentlichen Auftritt samt Homepage, Logo, Autogrammkarten und Facebook-Fanpage realisiert. Wir betreuen Martin weiterhin in diesem Bereich und übernehmen laufende Kosten. Für Patrick Bitzinger haben wir eine PR-Aussendung gemacht, er sucht einen Tandem-Fahrer für Rio 2016. Einfach Geld hinüber zu schieben ist nicht unsere Sache.
LAOLA1: Du sagst immer "wir". Wer gehört zum Team und wie bist du zu diesen Leuten gekommen?
Kügerl: Vom Gründungsteam sind noch Josef Meichenitsch und Klaus Vondra, der den SocialMan organisiert, dabei. Dazu kam Adi Buxbaum. Wir haben uns quasi über den Sport gefunden und die gleichen Ansichten.
LAOLA1: Mit dem spektakulären Extrem-Triathlon SOCIALMan seid ihr ein Großprojekt angegangen.
Kügerl: Definitiv. Der SOCIALlMan ist ein Fundraising Event zu Gunsten SOCIAL FRIENDS und ein Vorzeigeprojekt, wie man sich in die SOCIAL FRIENDS Community einbringen kann. Der SOCIALMan ist ein Teil des Gesamtprojekts. SOCIAL FRIENDS ist sozusagen die soziale Community, das Gesamtprojekt.
LAOLA1: Wie geht sich diese Arbeit für euch nebenbei aus? Allein, wenn man die Homepage des SOCIALMan betrachtet, sieht man, dass alles sehr professionell abläuft.
Kügerl: Bis jetzt haben wir alles unentgeltlich gemacht. Das Projekt wächst aber immer mehr, nimmt immer mehr Zeit in Anspruch. Es wird irgendwann auf Anstellungen hinauslaufen, da der Arbeitsaufwand sonst nicht mehr stemmbar wäre. Man kann in Zukunft wahrscheinlich in verschiedene Richtungen gehen, was das Aufstellen des Geldes betrifft. Gewisse Projekte, die für die Allgemeinheit relevant sind, könnte man vielleicht über staatliche Förderungen finanzieren. Über unsere neue Website wollen wir Privatleute und Firmen einbinden, mit denen wir kooperieren. Wir werden versuchen, verschiedene Schienen abzudecken. Was funktionieren wird, muss man erst ausprobieren.
Viele Firmen veranstalten ja Charity Events und überweisen einen gewissen Betrag an soziale Einrichtungen. Eines unserer Ziele ist es, Firmen einen professionellen Auftritt oder Bereich auf unserer Website widmen, wo sie sich darstellen können, und wir sie in unser Gesamtprojekt integrieren. Der Plan ist, auf Firmen zuzugehen, schauen, ob sie zu uns passen, ihnen das Gesamtprojekt vorzustellen und eine Kooperation über ein bis zwei Events pro Jahr abzuschließen.
LAOLA1: Was sind die Besonderheiten des SOCIALMan?
Kügerl: Es gibt eine Wahnsinnskulisse. Fünf Kilometer Schwimmen durch den Grundlsee - da gibt es glaube ich nichts Vergleichbares. 180km mit 3500 Höhenmetern beim Radfahren sind irre. Die Krönung ist dann der 20km-Lauf auf den Großglockner. Es wird eine körperliche und mentale Grenzerfahrung mit sozialem Hintergrund. Im Rahmen des Bewerbes sammeln wir Spendengelder zur Finanzierung eines Wettkampfjahres für Patrick Bitzinger.
LAOLA1: Mit wievielen Teilnehmern rechnest du?
Kügerl: Es wird zirka 25 bis 30 Starter geben. Heuer ist es eher ein organisatorischer Probelauf, im nächsten Jahr wollen wir mehr zulassen. Anmeldungen für 2015 sind bereits eingelangt.
Das Gespräch führte Hubert Schmidt
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